Ich sehe mich auf einem
zerstörten Bahnhof stehen. Es ist der alte Potsdamer Bahnhof in Berlin, wie ich
ihn aus der Nachkriegszeit kenne: kein Dach mehr, nur noch Mauerreste; im
Bahnsteig Granattrichter. Personenzüge (die alten mit langen Trittbrettern und
den vielen, nach draußen öffnenden Abteiltüren) kommen an, halten und fahren
wieder ab – in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Ich sehe noch jemanden
auf dem Bahnsteig stehen, das Gesicht kann ich nicht erkennen; er (sie?) ist
von Kopf bis Fuß in ein weißes Tuch gehüllt. Ein Zug, aus dem niemand schaut,
nähert sich, hält. Niemand steigt aus.
Die
weißgewandete Person steigt ein, der Zug fährt ab - und zwar in eine
Tunnelöffnung, die vorher nicht da war (oder die ich nicht bemerkt hatte?). Als
die Schlußlichter des Zuges im Dunkel der Tunnelöffnung nicht mehr zu sehen
sind, öffne ich meinen Koffer, nehme ein weißes Tuch heraus und lege es an.
Schließlich
kommt mein Zug. Niemand steigt aus. Ich steige als einziger Fahrgast ein. Von
hinten, wie unbeteiligt, sehe ich den Zug losfahren und in dem Tunnel
verschwinden.
Am
nächsten Morgen soll ich eine lange Zugfahrt antreten. Das Erlebnis meines
Verschwindens im Unbekannten der Tunnelöffnung veranlaßt mich, die kommende -
unaufschiebbare - Reise aufs Flugzeug umzubuchen.
Während
des Wartens auf dem Flugplatz tritt unerwartet Nebel auf. Die Fluggesellschaft
bucht daraufhin alle Passagiere ungefragt auf die Eisenbahn um, auch mich bucht
man auf den Zug zurück.
Im
Nieselregen warte ich auf den Bus, der mich zur Bahnstation bringen soll. Als
er endlich kommt, bin ich klitschnaß. Auf dem mir unbekannten Bahnhof lande ich
zum Umziehen in einem Duschraum. In
meinem Gepäck findet sich nur noch ein weißes Laken. Am Kofferrand fällt mir
ein Klebezettel auf: Rostock
Haupt-Bahnhof. Der Zug hat moderne Wagen,
keine nach außen führenden Abteiltüren. Niemand steigt aus. Mit anderen
Weißgekleideten steige ich ein. Ein langgezogener Pfiff
ertönt.