K Ü N F T I G E     V E R A B R E D U N G S O R T E 

N E B S T    V I R T U E L L E N   W E I T E R U N G E N

 

Start your computer. Schalte während des Hochfahrens den Bildschirm ein, den Lautsprecher aus. Sieh dir kurz den örtlichen Wetterbericht an, ignoriere die Aufforderungen zum Runterladen neuer Software. Das Schreibprogramm anklicken. Zeilenabstand und andere Elemente der Formatierung unverändert lassen (soll ich Aspekte der Seitengestaltung sagen?). Unverändert bleibt auch das Schriftbild: Times New Roman 12. Einen ersten Satz schreiben: Ein junger Mann beginnt ein Tagebuch. Vor dem Ausdrucken der ersten Seite wie gehabt eine neue Farbpatrone einsetzen: Inkjet Print Cartridge 92 Black, vielleicht doch an dieser Stelle die Marke wechseln. Oder die Patrone in Anbetracht der veränderten Umstände ganz einsparen. Zähle Deine Kugeln! Während der Text gedruckt wird (oder auch nicht) nach einem geeigneten Bildschirmhintergrund für meinen Desktop googeln: eine Graphik von Maurits Cornelis Escher. Die angebotene maschinelle Sprachmittlungstechnologie checken: Get Your Single Click Full Text Translation Tool FOR FREE! Holen Sie sich Ihre Single Klicken Volltext Übersetzung Tool GRATIS! Need a Facelift? You are pre-approved. As a Matter of Fact: We found three pre-authorized approvals for you...

 

Der Drucker schweigt  längst, ich nehme das Blatt auf: Start your computer. Schalte während des Hochfahrens den Bildschirm ein, den Lautsprecher aus. Sieh dir kurz den örtlichen Wetterbericht an, ignoriere die Aufforderungen zum Runterladen neuer Software. Das Schreibprogramm anklicken. Zeilenabstand und andere Elemente der Formatierung unverändert lassen.

 

Einen neuen Anfang versuchen. Aber das hatten wir schon. Hatten wir es wirklich?

 

Spur der Wörter: Mauszeiger Mausfleck Ballungsraumzulage Passwort Diskettenlaufwerk. Irgendwann endet (und beginnt) jede Erinnerung im Vergessen. Was vom Geschehen übrigbleibt, ist verformt, oft bis zur Unerkennbarkeit; es hat manches mit dem Negativ einer verlorengegangenen Fotografie gemeinsam. Man kann die wichtigsten Dinge erkennen: Personenumrisse, die gröbsten Strukturen, die Licht/Schatten-Verteilung. Details der Kopie, die nicht mehr zu Rate gezogen werden kann, verschweigt das Falschtonbild. Erst der Fotograf in der Dunkelkammer kann, geht er trickreich vor, manches herauskitzeln, was sonst für immer verschwunden bliebe: mit Abdecken, Abwedeln, partieller Nachbelichtung. Doch wer macht das heute schon noch. Freuen  Sie sich mit mir an den brillanten Fotos einer neuen Digitalkamera! Seien Sie schonungslos aufrichtig beim Beurteilen der Angebote, ehe Sie Ihre Wahl treffen. Entscheiden Sie sich für unser allerneuestes Modell mit der verbesserten,  höchstauflösenden Optik! Der neueste Spaß: Camera Toss - Objekt suchen, Selbstauslöser drücken, werfen,  fangen. Behalten Sie Ihre Ergebnissse beim Camera Toss nicht für sich allein! Share it! Blog it!

 

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Der Tourismusverband von Rügen, einer Insel in der Baltischen See, bemüht sich angesichts des ersten Auftretens der Vogelgrippe in Deutschland um eine baldige Aufklärung aller bisherigen Fälle. Die Behörden von Rügen mahnen zu besonnenem Verhalten. Eine reale Gefahr, sich mit dem Grippevirus zu infizieren, bestehe nicht, sagte ein Sprecher. Vergleichsweise sei es viel gefährlicher, sich ohne die gebotene Vorsicht am Strand unterhalb von Steilküsten zu bewegen, wie sie für diesen Küstenabschnitt im Norden Deutschlands charakarteristisch sind. Dazu weist unser Korrespondent darauf  hin, daß sich diese im Ergebnis der Eiszeit entstandenen schroff abfallenden Uferabschnitte der baltischen See in ständiger Erosion befinden.

            Eine unabhängige Bestätigung für den angeführten Risikovergleich konnte von unserem Mitarbeiter nach  intensiven Bemühungen inzwischen beigebracht werden.

 

Er war die Treppe hinunter auf den vom Oberlicht erhellten Bahnsteig gegangen. Der Zug war gekommen, als Endstation war Pankow Vinetastraße angezeigt. Er war eingestiegen, war am Wittenbergplatz umgestiegen und zum Zoo gefahren, zum D-Zug nach Köln. Man  sagte damals noch Interzonenzug. Sobald er das Tagebuch zuklappt, sieht er Einzelheiten dessen, was er eben beschrieben hat, vor sich: das Haus, den D-Zugwagen, die Inseln, die Flüsse.

            "Ich probiere Geschichten an wie Kleider", gesteht  Frischs Ich-Erzähler im Gantenbein, „Entwürfe zu einem Ich":

 

Einzelwörter (ohne Bedeutungszusammenhang im herkömmlichen Sinn), einzelne Sätze, Dialoge, Szenen aneinanderreihen zu einem Quodlibet. Selbst die Einzelsätze brauchen eigentlich keinen Sinn zu haben. Erst der Zusammenklang macht die Musik, auch in der Dissonanz.  Ich weiß nicht, was manche Leute gegen Zitate  haben. Jeder Buchstabe ist ein Zitat, es kommt letztlich immer auf den Zusammenhang an, in den das Zitierte gestellt wird. Ich gugle nach googeln. Erstreaktion: Did you mean google? Zum rettenden Link hier.

 

Auf Blatt 9 einer Akte wird Jahre nach jener U-Bahnfahrt von Onkel Toms Hütte in Richtung Wittenbergplatz/Zoo vermerkt sein: Der E. ist nach dem Abschluß der Schulausbildung zum Studium nach Köln gegangen. Handschriftlich hinzugefügte Variante: Nach dem Abitur an der Dreilindenschule in Berlin-Nikolassee, Oberschule neusprachlich-naturwissenschaftlichen Zweiges, zu Ostern 1958 Studienbeginn an der HFF München,  Abbruch nach vier Semestern.

            Ab 1962 Studium der Physik an der Universität Erlangen. Promotion bei Professor Mössbauer in München mit einer Arbeit über rückstoßfreie Kernresonanzabsorption von Gammastrahlen an Zinnsäurekristallen. Operativ relevante Informationen über E. sind nicht bekanntgeworden.

 

Mein Hinkefuß beim Antritt der ersten Arbeitsstelle nach Abschluß des Physikstudiums hieß Westverwandtschaft. Die Welt war gespalten in Wir-und-Die, daß es gespaltener gar nicht ging. Doch - ist die Welt nicht immer irgendwie gespalten gewesen? Seit ich dreizehn Monate alt geworden war, hieß es Herta-und-Ich, seit Urzeiten Ying und Yang, und überhaupt: Wernichtfürunsististgegenuns. Mein Standbein - denn neben dem Hinkefuß hatte ich, gespalten wie die Welt nun einmal war, natürlich ein Standbein - hieß: Fremdsprachenkenntnisse. Nach fünfeinhalb Jahren Physikstudium (Rostock, Törnstedt, Sofia sind meine Universitäten) war ich im Technischen Außendienst der Wolfener Filmfabrik gelandet, mit Kollegen, die Chemiker, Drogisten oder Fotografen waren. Französisch konnte niemand von ihnen. Da mußten sie, wenn das von den Kunden verlangt wurde, schon mich nach Paris schicken: mich parteilosen Film-techniker mit Westverwandtschaft, aber Französischkenntnissen.  Die zwölf Jahre im Kundendienst sind eine Geschichte für sich - ONE LIFE AT A TIME. Wie auch das Leben als Schreibender, das ich seit mehr als einem Vierteljahrhundert lebe.